Bremervörde. „Kopf hoch, Brust raus und den Blick nach vorn“: Diese Textzeile aus „Bis es Morgen wird“ der Band Odeville dürften sich die Macher des Tontest-Festivals in Bremervörde im Verlauf der vergangenen Wochen und vor allem am Tag des Festivals immer wieder gesagt haben. Die Unberechenbarkeit der Corona-Pandemie, das Wetter-Auf-und-Ab, ein eher zaghafter Vorverkauf und zuletzt auch noch ein liegengebliebener Zug mit Künstler im Gepäck sorgten dafür, dass bis zuletzt nicht wenige Fragezeichen über der Premiere am Samstag auf der Seebühne hingen. Was das Publikum aber am Ende über gut sechs Stunden geboten bekam, war ein perfekter Sommerabend mit Musik vor der wundervollen Kulisse des Vörder Sees.
„Das Publikum ist glücklich, die Musiker sind glücklich, ich bin glücklich.“ So zieht am späten Abend sichtbar erleichtert Organisatorin Jenny Prinz-Claußen von der Natur- und Erlebnispark GmbH Bremervörde Bilanz. Schon vor fünf Jahren hatten die Planungen für das Tontest-Festival begonnen, zuletzt immer wieder verzögert durch die Pandemie. „Und auch jetzt ist es ein schwieriges Jahr“, sagt Prinz-Claußen. Der letzte Stolperstein, bevor doch irgendwie alles gut wird, kommt nur zwei Stunden vor dem Start – als Max Buskohl, der das Line-up eröffnen soll, meldet, dass sein Zug buchstäblich auf der Strecke geblieben ist. Für ihn springen die Stader Musiker Ben und Lilly Moske an Gitarre und Klavier ein, die eigentlich nur als zuhörende Gäste das Festival besuchen wollten. Mit ihren Songs und Balladen stimmen sie auf den Abend ein, wobei sich gerade die aufgrund der Spontansituation eher reduzierte instrumentale Besetzung als echter Glücksfall erweist: Denn gerade so bekommen die Songs und Balladen einen sehr intimen und eindringlichen Charakter – was sogar für die Coverversion des fast schon überstrapazierten „Ein Kompliment“ von Sportfreunde Stiller gilt. Vor allem die effektvolle Ballade „Just for you“ von Lilly Moske macht auf jeden Fall Lust auf mehr.