Tempo über 60 Minuten, 84 Tore, vier Rote Karten und ein am Schluss jubelnder TSV Bremervörde – das waren die Zutaten für einen überaus unterhaltsamen Handball-Abend. Mit 44:40 setzte sich der Gastgeber am Sonnabend in einem spektakulären Verbandsligaspiel gegen einen starken Aufsteiger TV Dinklage durch. „Ein geiles Spiel mit vielen Emotionen und tollen Fans beider Mannschaften“, fand nicht nur Gästetrainer Markus Gabler.
Weil Adnan Salkic im Urlaub war, hatten Bremervördes Handballer einen alten Bekannten aus gemeinsamen aktiven Tagen als „Trainer für ein Spiel“ engagiert. Sören Stelling, eigentlich Coach beim TSV Uetersen (Oberliga Hamburg-Schleswig-Holstein), saß am Sonnabend zusammen mit seinem Co-Trainer Arne Flick auf der TSV-Bank. Von Sitzen kann aber eigentlich keine Rede sein, denn die meiste Zeit des Spiels stand Stelling und hatte jede Menge zu coachen. Ganz besonders in der Anfangsphase, in der die Bremervörder einen ziemlich zerfahren Start hingelegt hatten. Schon nach zehn Minuten musste der Aushilfscoach nach etlichen technischen Fehlern und 4:7-Rückstand eine erste Auszeit nehmen. Danach lief es besser bei den Grün-Roten gegen eine junge Gästemannschaft aus dem Kreis Vechta, die viel Tempo machte. Genauso wie es TSV-Linksaußen Lars von Kamp im Vorfeld erwartet hatte. „Maschine“, dessen Einsatz wegen heftiger Rückenbeschwerden bis kurz vor Anpfiff auf der Kippe gestanden hatte, fand zwar zunächst nicht so richtig ins Spiel, wurde im Verlauf der spannenden Partie aber zur wichtigen Figur und steuerte am Ende zwölf Tore bei. Sein Team machte aus dem Drei-Tore-Rückstand bis zur 20. Minute eine 12:11-Führung; zur Pause stand es 18:18.
War im ersten Durchgang Dinklages Keeper Justus Decker der starke Rückhalt seines Teams, so steigerte sich im zweiten Abschnitt TSV-Schlussmann Steffen Krange, der vergangene Woche seinen 30. Geburtstag feierte, immer mehr. „Ein paar einfache Tore mehr für uns und die Paraden von Steffen haben am Ende den Unterschied gemacht“, lautete hinterher die Kurz-Analyse von Sören Stelling.
Er und die rund 150 Zuschauer sahen dann in der zweiten Halbzeit eine phasenweise vogelwilde, emotionsgeladene Partie, in der beide Mannschaften der Abwehrarbeit nicht unbedingt das Hauptaugenmerk schenkten. Tore fielen vor allem in der Schlussviertelstunde hüben wie drüben fast im Sekundentakt.
Aus Sicht von Dinklage-Trainer Gabler war die Phase nach der ersten von insgesamt zwei Roten Karte auf beiden Seiten der „Knackpunkt“ für sein Team. In der 35. Minute schickten die Schiris Hesselbarth/Schminke Gästespieler Hendrik Jahn nach Foul an Felix Weber auf die Tribüne. Gabler kritisierte aber nicht die berechtigte Rote Karte, sondern, dass danach aus seiner Sicht „fast alle 50-50-Entscheidungen gegen uns getroffen wurden“ und sich der TSV Bremervörde erstmals auf Drei-Tore (28:25, 42.) habe absetzen können. Zwar verkürzte Dinklage noch einmal auf 29:28, doch die Gastgeber kamen dank der Paraden von Keeper Krange zu Ballgewinnen und schnellen Toren.
Mit einem Doppelpack zum 37:32 (53.) sorgte Lars von Kamp für die Entscheidung. Zuvor hatte TSV-Kreisläufer Jan-Ole Thode Rot nach der dritten Zeitstrafe und Gästespieler Michael Niehaus glatt Rot nach Foul an Felix Weber gesehen. Die vierte Rote Karte kassierte Bremervördes Rechtsaußen Hannes Meinke, dem sechs Tore bei sieben Würfen gelungen waren, fünf Minuten vor Schluss. Als dann TSV-Ersatzkeeper Niklas Hollstein einen Siebenmeter von Julian Nachtigall parieren und der starke David Lüer im Gegenzug das 39:33 erzielte, war der vierte Saisonsieg unter Dach und Fach.
Den fünften Erfolg wollen die Bremervörder nun am kommenden Freitag, 3. November, im Heimspiel (20 Uhr Sporthalle Gymnasium) gegen den Elsflether TB einfahren, ehe am Tag darauf die große gemeinsame Sause zum 30. Geburtstag von Steffen Krange und Jan-Ole Thode steigt.