Bis zu 120 Demonstranten haben sich zeitweise am Sonnabend, 1. November, vor der Großen Kirche in Bremerhaven versammelt. Parteien, Organisationen, aber auch einzelne Bürger wollten ein Zeichen setzen. Sie wollen keine Ausgrenzung und Diskriminierung von Flüchtlingen, Zugewanderten und anderen Menschen. Sie treten gegen eine Spaltung der Gesellschaft an. Die Botschaft: „Bremerhaven ist und bleibt bunt.“
„Nur zugucken, geht gar nicht in unserer Demokratie“
Die „Omas gegen rechts“ präsentierten ihre Meinung sogar auf Plattdeutsch. Die Stadtbild-Aussagen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) versteht „Oma“ Ortrud Hönig-Budde als „Spitze des Eisberges“. „Diese Äußerungen haben nur noch mal gezeigt, was für eine Politik gerade läuft“, sagte die engagierte Rentnerin. Diese Politik sei „kaltherzig“, es gehe nicht mehr um die Menschen, und sogar das Grundgesetz mit dem Recht auf Asyl werde missachtet, waren sich Hönig-Budde und die umstehenden Frauen einig. „Bremerhaven bleibt bunt - und wir wollen so leben“, betonten sie. „Einfach nur zugucken, geht gar nicht in unserer Demokratie“, rüttelten die „Omas gegen rechts“ später in ihrer Rede auf.
Viele Demonstrationsteilnehmer engagieren sich für Demokratie und gesellschaftliche Vielfalt inklusive Migranten. Junge Leute wie Ayshan Savbili (27), die mit ihrer Familie aus Aserbaidschan nach Deutschland gekommen ist, sich integriert hat und ehrenamtlich im Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt tätig ist, ärgern sich über den Kanzler: „Seine Aussagen sind sehr vorurteilshaft“, so die junge Frau. Sie würden die Ausgrenzung von Migranten aus der Gesellschaft fördern. Als junge Frau und „Tochter“ kann sie Merz nur entgegnen, dass sie sich in Bremerhaven sicher fühlt.
„Probleme im Stadtbild“, die Merz mit Migranten in Zusammenhang gesetzt hat - das hat auch bei Familie Flores für Diskussionen gesorgt. Mutter Julia Flores arbeitet als Lehrerin in Bremerhaven mit vielen migrantischen Familien. Diese Normalität werde nicht anerkannt. „Es gibt gute und schlechte Menschen, ihre Herkunft ist dafür nicht relevant“, sagte Julia Flores.
“Man muss nützlich sein, sonst gehört man nicht dazu“
Carsten Baumann vom Arbeitskreis Migration und Flüchtlinge im Nord-Süd-Forum, der die Demo angemeldet hatte, war mit der Teilnehmerzahl angesichts der Kürze der Zeit zufrieden. Er kennt die Ängste von Migranten gut, die mit Äußerungen wie die des Kanzlers angesprochen werden: „Sie müssen nützlich sein, andernfalls gehören sie nicht zum Stadtbild“, beschreibt er das Gefühl, das Migranten haben.
Ortrud Hönig-Budde von den „Omas gegen rechts“ Foto: Masorat-f
Ayshan Sabili will ein Zeichen gegen die gesellschaftliche Spaltung setzen. Foto: Masorat-f
Julia Flores arbeitet als Lehrerin mit vielen Kindern aus Migrationsfamilien. Foto: Masorat-f
Diese vier könnten unterschiedlicher kaum sein, kommen aber trotzdem gut miteinander klar. Foto: Masorat-f