Zeven

Das Trugbild von einem Land der Schlauberger

Die Sommerferien stehen vor der Tür. Das Schuljahr endet. Dieser Tage bekommen die Absolventen ihre Abschlusszeugnisse überreicht. Zumeist geht solcherlei Zeremonie einher mit viel Lob und Anerkennung an die Adresse derer, die vor dem Beginn eines neuen Lebensabschnitts stehen.

Für die meisten endet die Schulzeit mit dem Testat, die allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife erlangt zu haben. Die Quote der Abiturienten steigt und steigt. Gleiches gilt für die Zahl derer, die die Traumnote im Zeugnis stehen haben.

In der Handwerksbranche reagiert man darauf mittlerweile mit Sarkasmus. Anlass für Hohn und Spott ist der Azubi-Mangel. Haben im vergangenen Jahr doch mehr als dreimal so viele Schulabsolventen ein Studium begonnen als eine Ausbildung im Handwerk.

Branchenvertreter reiben sich die Augen: Deutschland wird bei PISA nach hinten durchgereicht, weil die Schüler im Vergleich mit Gleichaltrigen in anderen Ländern immer schlechter abschneiden und hierzulande 20 Prozent der 15-Jährigen gerade einmal Grundschulniveau erreichen, während die steigende Abi-Quote zu der Annahme verleitet, die Jugend werde von Jahr zu Jahr schlauer.

Der Schein trügt offenbar, denn an deutschen Universitäten werden die Anforderungen gesenkt, während Lehrstellen unbesetzt bleiben.

Thorsten Kratzmann

Reporter

Thorsten Kratzmann stammt aus Zeven, hat in Göttingen und Hamburg Geschichte, Ethnologie und Politik studiert und ist seit 1994 bei der Zevener Zeitung beschäftigt.

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