Vergangene Woche verabschiedete die Redaktion ihre langjährige Assistentin Marlies Wagenlöhner. Über vier Jahrzehnte tat sie gewissenhaft, mit Humor und guter Laune, ihren Dienst in Zeven. Auf mich wirkte sie damit sehr glücklich und zufrieden. Sie hatte ihre Berufung gefunden. Bei meinen Begegnungen mit Menschen aus der Region stelle ich aber immer wieder fest, wie viele Menschen auch für den Beruf ihre Heimat verlassen haben: Häufig ist dies bei Medizinern der Fall, oder bei Würdenträgern der Kirche.
Während meines Sommerurlaubes fiel mir eine Hütte unweit einer Seilbahn-Bergstation bei Pfronten dabei besonders auf, die in 1510 Metern Höhe ihre Gäste mit „Namasté“ und buddhistischen Flaggen begrüßte. Persönlich zu Gesicht bekam ich die Gastwirt-Familie der Hochalphütte nicht, diese hatte an dem Tag offenbar in der Küche alle Hände voll zu tun. Doch ein Hinweis in der Speisekarte führte Erstaunliches zutage: Seit 2022 wird sie von Ang Kami Lama und seiner Frau bewirtschaftet. Beide stammen aus dem fernen Nepal. Der heute 40-jährige Scherpa wuchs dort in einem über 2700 Meter hoch gelegenen Dorf auf und führte schon als Kind Touristen umher. Er ließ sich zum Bergführer ausbilden und siedelte 2008 nach Tirol. Das Paar bewirtschaftet auch die Stuttgarter Hütte und war zuvor für die Bewirtschaftung der Sudetendeutschen Hütte in Österreich verantwortlich. Auch die Scherpa Familie hat ihre Heimat verlassen, um ihrer Berufung folgend in der wohlhabenden Alpenregion ihr Glück zu suchen, auch wenn ihnen die Zwei- und Dreitausender der Nordalpen wie kleine Hügel vorkommen müssen. Immerhin - so schreibt es Ang Kami Lama in der Gästeinformation - hat er einst gemeinsam mit einem US-amerikanischen Touristen den Mount Everest bestiegen.