In diesen Wochen ertappe ich mich dabei, reflexhaft Gewalt als Lösung eines akuten Problems zu empfehlen. Zuweilen kommt mir gar die leere Drohung über die Lippen, sie alle umzubringen. Mit sie sind Rabenkrähen gemeint. Zu hunderten nisten sie in Sicht- und Hörweite.
Dagegen ist an sich nichts einzuwenden, würden sie ihrem Namen nicht alle Ehre machen. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang an sieben Tagen in der Woche krähen sie. Das lautstarke Krächzen zerrt gehörig an den Nerven. Die Lunte wird mit jedem Tag kürzer.
Dass sich die schwarzen Vögel in den hohen Bäumen in der Nachbarschaft wohlfühlen, ist nichts Neues. Doch gefühlt werden sie von Jahr zu Jahr zahlreicher – und lauter. Nun bin ich offenbar nicht der Einzige, der die Vögel zum Teufel wünscht. Und andere waren offenbar lange vor mir mit den Nerven am Ende.
Denn seit Jahren versuchen die Stadtväter der Kreisstadt, die Krähen zum Umzug zu bewegen – vergeblich. Auch der jüngste Versuch ist kläglich gescheitert. Ein Wüstenbussard war engagiert, die Nistbäume freizuhalten. Er hat versagt. Auf ganzer Linie.
Und nun? Schrot, Kampfdrohnen, Eichenprozessionsspinner, Kettensäge? Ich bin soweit – es ist mir egal. Hauptsache, das Gekrächze nimmt ein Ende.