Wie sagt man so schön? Alles Gute kommt von oben. Genau das musste ich mir am Morgen sehr gut einreden. Nichts ahnend schlenderte ich in meinem morgendlichen Trott die Rickmersstraße entlang. Das Büro war nicht mehr weit. Und auf einmal: Platsch! Mein Blick wanderte nach oben. Was war das für ein dicker Tropfen? Über mir ist doch kein Dach. Als ich durch die Nase einatmete, schlich sich ein leicht unangenehmer Geruch mit. Mein Blick wanderte dann auf meinen Schal. „Ach nö!“, sagte ich laut. Volltreffer. Die Möwe, die ihre morgendliche Toilette direkt über meinem Kopf verrichtete, hatte ganze Arbeit geleistet. Aus meinem gemütlichen Trott wurde ein Stechschritt zum Büro. Ich schrieb direkt meiner Kollegin. Dankbar nahm ich ihr Angebot, mir zu helfen, an. Schnell ging es in die Damentoilette, in der das Licht nur noch flackerte. Und ich dachte, ein Möwenschiss bringt Glück! Wir mussten auf die Herrentoilette ausweichen. Im Licht wurde mir das Ausmaß der Attacke bewusst. Mein Schal, mein Mantel, meine Flasche, meine Haare und mein Gesicht. Die fiese Möwe hatte nichts ausgelassen. Nachdem meine Kollegin und ich jegliche Sprinkler entfernt hatten, hatte sich mein Vorfall schon im Büro verbreitet. „Na Möwenschiss“, sagte ein Kollege liebevoll zu mir, als ich mich auf den Weg zum Schreibtisch machte. Ein anderer sagte: „Glückwunsch. Kann ich etwas Glück ab haben?“ Aber klar doch. Man sollte doch immer das Beste aus so einer Situation machen, oder? Wenn hier keine Artikel mehr von mir erscheinen, habe ich im Lotto gewonnen. Ansonsten wünsche ich der Möwe, dass der nächste Tourist, dem sie ein Brötchen stehlen möchte, schnelle Reflexe hat und sie nichts davon abbekommt.