Der Übergriff auf einen Gemeindearbeiter hat bei Frank Tibke das Fass zum Überlaufen gebracht. Gewalt, Hass und Hetze dürfen nicht länger hingenommen werden, machte Kirchtimkes Bürgermeister zuletzt gegenüber der ZEVENER ZEITUNG deutlich. Jetzt sprach Tibke auch erstmals in öffentlicher Ratssitzung über das Thema.
Wie berichtet, wurde ein Gemeindearbeiter während seiner Arbeit auf Gemeindegrund vor einigen Wochen von einem Anlieger attackiert. Dem Gemeindearbeiter ist bei dem Vorfall körperlich nichts passiert. Die Wut, die sich bei einem Kirchtimker an diesem Tag entlud, bekam das Gemeindefahrzeug zu spüren. Mit einer Kunststoffstange soll der Mann auf den Trecker eingedroschen haben. Es entstand ein Sachschaden von 1.000 Euro - und beim Ortsbürgermeister reifte die Erkenntnis: Es darf nicht länger geschwiegen werden.
Bürgermeister spricht von Morddrohungen
Denn auch Tibke selbst hatte in der Vergangenheit Gewalt in seiner Funktion als Bürgermeister erfahren. So habe man ihn schon beschimpft und bespuckt. Aber auch Morddrohungen habe er erhalten, und man habe ihm angedroht, sein Haus in Brand zu setzen. Die Polizei sei zeitweise vor seinem Haus Streife gefahren, sagte der Bürgermeister.
Er habe lange zu diesen Erlebnissen geschwiegen und versucht, sie „wegzulächeln“. Doch dazu sei er nicht länger bereit, erst recht nicht mehr, seit man einen seiner Gemeindearbeiter attackiert habe. „Es ist auch meine Pflicht, meine Leute zu schützen“, sagte er.
Gleichzeitig machte Tibke klar, dass er nicht allein ist, mit diesen Erfahrungen und Problemen. Auch andere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus der Samtgemeinde Tarmstedt hätten bereits Gewalt und Hass im Zusammenhang mit ihrem Ehrenamt erlebt. Doch bislang schlummere das Thema in einer Tabu-Ecke. Ob aus Scham oder anderen Gründen, das sei individuell sehr verschieden, glaubt er.
Gewalterfahrungen im Ehrenamt betrifft viele
Doch sie seien dabei, das Schweigen zu brechen. Gewalt gegen Bürgermeister und Amtsträger sei auch schon Thema in der Bürgermeister-Dienstversammlung gewesen, teilte Tibke mit. Das ist ein regelmäßiges Treffen der Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde gemeinsam mit dem Samtgemeindebürgermeister Oliver Moje.
Dort habe man sich darüber ausgetauscht, solch ein Verhalten nicht länger schweigend hinzunehmen. Eventuell wolle man vor dem Rathaus sogar zu einer kleinen Kundgebung zusammenkommen. „Gewalt darf kein Tabu-Thema mehr sein“, so Tibke.