Seefahrerromantik und Schifffahrtsgeschichten – das gehört zu Bremerhaven wie das Fischbrötchen. Natürlich hat die Seefahrerei heute mit der von früher nicht mehr allzu viel zu tun. Da braucht man sich ja nur die großen Autotransporter oder Containerfrachter anzuschauen. Und auch das Leben im Hafen wird heutzutage anders bestimmt – dominiert von Effektivität, Automatisierung und Zeitdruck. Wo sind sie eigentlich geblieben, die alten Seebären, die ihr Seemannsgarn spinnen und den einen oder anderen Hafenschnack erzählen? Und die Seemannslieder auf dem Schifferklavier? Die sind doch auch längst Geschichte und eingemottet. Umso überraschter war ich neulich, als ich mir ein Taxi gerufen hatte. „Moin“, begrüßt mich der Fahrer herzlich. Und gerade hab‘ ich mir es auf dem Beifahrersitz bequem gemacht, da legt er auch schon los: „Stört es Sie, wenn ich meine CD laufen lasse?“ – „Nee, kein Problem, machen Sie mal ruhig…“, setze ich hinterher. Die CD habe ihm seine Schwester gerade erst geschenkt. „So tolle Seemann-Songs drauf. Das erinnert mich an die Zeit früher. Kennen Sie Hans Albers?“ Nicht persönlich, aber die altbekannten Lieder natürlich schon, sage ich noch, da hallt es schon aus den Boxen: „Nimm‘ mich mit, Kapitän, auf die Reise“, „La Paloma“, „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ – und na klar – „Hein Mück aus Bremerhaven“. Und so düsen wir quasi im Shanty-Style dem Bahnhof entgegen... Also, wenn Ihnen vor kurzem ein Taxi mit ganz spezieller Geräuschkulisse aufgefallen sein sollte, dann wissen Sie jetzt Bescheid. Vielleicht ist das ja noch eine Geschäftsidee für den einen oder anderen Taxidienst in der Stadt, vor allem mit Blick auf die anstehende Sail: Das „Taxi mit der maritimen Note“. Oder „Das mobile Hafenkonzert“. Oder einfach „Taxi maritim. Mitgehangen, mitgefangen“.
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