Bremerhaven

Ich wünsche mir eine Gedenkstätte für verlorene Schokoriegel

Bald gibt es keine Tupperware mehr. Das lässt die Autorin trotz Plastik im Schrank kalt. Aber ein anderes Ende verkraftet sie weniger gut, wie sie in der Kolumne „Moin“ schildert.

Tupperware steht in an einem Marktstand.

Tupperware steht in an einem Marktstand. Foto: Wolfram Steinberg

Bald gibt es keine Tupperware mehr. Ein Blick in meine Küchenschränke lässt vermuten, dass mir das Sorgen machen sollte.

Ob belüftete Toastbox, Kuchenträger, Mixschüssel oder Käseaufbewahrung -Tupperware, wohin man schaut. Doch ich bleibe ganz gelassen, denn im Gegensatz zu vielen anderen Produkten haben sich die Plastikboxen als extrem nachhaltig erwiesen.

Meine letzte Tupperparty habe ich vor zehn Jahren besucht und ein großer Teil meines Bestandes ist geerbt. Mit Restbeständen der ehemaligen Tupperware-Gastgeber (Kleinanzeigen-Portale/Flohmarkt) und meinem persönlichen Doppelt-und-dreifach-Vorrat wird man noch meine Asche aromafrisch eintuppern können.

Grundsätzlich empfinde ich es als schmerzvolle Erfahrung, dass geliebte Produkte vom Markt verschwinden. Meine Lieblingszahnpasta Biorepair sensitive, Luftschokolade-Riegel, einzeln verpackte Feuchttücher, Schokopizza, flüssiges Schnittblumenfrisch im Schnäppchenmarkt, ganz normale Kaugummistreifen oder diesen einen wirklich guten Putzstein – alles weg.

Mein persönlicher Tiefpunkt: Bei jeder längeren Autofahrt kaufe ich seit gut 30 Jahren ein „Caramac“ – das ist nun auch Geschichte.

Das Bremerhavener Tiefkühlunternehmen Frosta beerdigt seine Produkte würdevoll auf dem Produktfriedhof (da liegen auch die leckeren Küstenfrikadellen).

Ich wäre dafür, dass sich dieses Konzept durchsetzt. So hat man als unglücklicher Verbraucher einen Ort zum Trauern und Wehklagen. Trifft Gleichgesinnte. Manches wird vielleicht wiederentdeckt – hat bei „Dolomiti“-Eis, „Brauner Bär“ und „Treets“ schließlich auch geklappt.

NZ-Porträts. Foto: Hartmann

NZ-Porträts. Foto: Hartmann Foto: Arnd Hartmann

Maike Wessolowski

Reporterin

Maike Wessolowski wurde in Remscheid geboren. Die ausgebildete Reiseverkehrskauffrau und Reporterin lebte und arbeitete in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen, bis sie 2018 in Bremerhaven festmachte. An der Region schätzt sie: Menschen, Maritimes, Möglichkeiten.

nach Oben