Bremerhaven

(mit Audio) Lauter Ton schreckt Bremerhavener aus dem Schlaf – neue Hinweise

Sirene, Alarm, Dauerhupen – ein unangenehmer Ton hat Anwohner in Bremerhavens Stadtnorden in der Nacht zu Dienstag aufgeschreckt. Es gibt Theorien, was dahintersteckt. Eine Leserin hat den Ton aufgenommen. Wir gehen Hinweisen nach – helfen Sie uns.

Menschen in Schlafanzügen laufen auf die Straße – kommt der Ton aus dem Hafen, dem Tunnel oder von der Bahn?

Wir haben die KI gebeten, ein Bild zum Thema anzufertigen. Das ist das amüsante Ergebnis. Foto: Made with Google AI/Wessolowski

Gegen 21 Uhr ertönt am Montagabend in Bremerhaven das seltsame Geräusch. Eine Vibration mit einem Ton wie eine Sirene oder ein Alarm, durchdringend, unangenehm und schwer zu orten. Wir begeben uns auf Spurensuche.

So hörte es sich an

02.04.2025

Dieser Ton hat Anwohner in Bremerhavens Stadtnorden in der Nacht zu Dienstag aufgeschreckt.

Menschen treten im Schierholzgebiet auf die Straße und versuchen, das Geräusch zu lokalisieren, doch der Schall spielt Streiche. Das Geräusch endet nicht abrupt, sondern wird leiser, also ob etwas heruntergefahren wird oder sich entfernt. Als Erstes denken alle an den Hafen. Ein Nebelhorn? Aber es ist sternenklar.

Blick auf Schiff an der Containerkaje: Rätselhaftes Geräusch weckt Menschen in Bremerhaven. Kam das Geräusch vom Hafen?

Kam das Geräusch vom Hafen? Darauf tippen viele. Foto: Sina Schuldt

Gegen 4 Uhr morgens geht es erneut los – mindestens eine Minute lang. Durchdringend, so, dass man auf dem Schlaf hochschreckt. „Ich wohne hier seit 1990. So ein komisches Geräusch habe ich noch nie gehört“, erklärt Rechtsanwalt Thorsten John. Kurz danach habe er Hubschrauber über dem Wohngebiet Eckernfeld gehört – Zufall oder Zusammenhang?

Jessica Kirchhoff hat den Ton gehört und ihn sogar aufgenommen. Sie wohnt in Lehe. „Wir hören Hafengeräusche ziemlich gut hier“, sagt sie. Doch der Ton passte nicht zum Gewohnten.

Auch für einen Zug erschien es ihr zu lang. „Wir haben schon an einen Autounfall gedacht, bei dem die Hupe im Dauerton läuft“, sagt sie.

Erste Anrufe gelten Feuerwehr, Leitstelle und Polizei

Anruf bei der Feuerwehr: Doch die Leitstelle hat keine Information. „Es gibt keine Einsätze, die einen Bezug zu einem lauten Ton haben“, erklärt ein Bremerhavener Feuerwehrsprecher. Auch die Sirenen haben nicht ausgelöst.

Sirene auf dem Dach: Rätselhaftes Geräusch in Bremerhaven War es eine Sirene, die wir gehört haben?

War es eine Sirene, die wir gehört haben? Nicht die, die die Feuerwehr betreut. Foto: Rolf Vennenbernd

Was sagt die Polizei Bremerhaven? Einsätze dazu gab es nicht. Doch der Polizeisprecher verrät: „Ich selbst habe den Ton in Langen auch gehört. Ich hatte auch gedacht, dass er aus dem Bereich des Hafens kam.“

Anwohner diskutieren in der „Sabbelgruppe“ auf Facebook. Zu hören war es demnach vom Schierholzgebiet über Lipperkamp bis Eckernfeld und die Wurster Straße. Gegen 21 Uhr auch in der Hafenstraße.

Rätselraten um nächtlichen Lärm

Kommt es aus dem Hafen? Von der Bahn? Oder, wie eine weitere Userin vermutet: tieffliegende Hubschrauber? Mit der Marineoperationsschule hätten diese dann nichts zu tun, erklärt ein Sprecher. Nordholz meldet einen Einsatz des Rettungsfliegers SAR zwischen 20 und 22 Uhr – aber keinen um 4 Uhr morgens. Sackgasse.

Blick auf einen Helikopter: Hatte das Geräusch etwas mit Hubschraubern zu tun?

Hatte das Geräusch etwas mit Hubschraubern zu tun? Foto: Leuschner

Hat es etwa mit dem Castor-Transport in Nordenham zu tun? Sind es Drohnen? Doch warum sollten die Krach machen? Dagegen spricht außerdem, dass es Anwohner gibt, die das Geräusch auch vor einer Woche gehört haben wollen.

Die Zeiten als nächtlicher Krachmacher hat der Hafentunnel Bremerhaven hinter sich gelassen – war er es wieder? Doch Tunnelmanager Tilman Reinecke meldet Entwarnung: Alles ruhig.

Blick in eine Tunneleinfahrt

Dieses Mal ist er unschuldig am Krach: Im Hafentunnel lief alles normal. Foto: Scheer

Dafür meldet sich Bremenports: Keine Alarmsysteme der Infrastruktur lösten solche Geräusche aus, keine Schiffe. Um 4 Uhr war Hochwasser. Ein Informant aus einer Bremerhavener Werft bringt den Füllstandalarm ins Spiel.

Hansewasser betreut Kanalanlagen im Überseehafen. Doch ob es ein akustisches Warnsignal gibt, können wir nicht klären: Der Experte ist nicht zu erreichen.

Anwohnerin vermutet Bahn als Lärmquelle

Eine Anwohnerin nahe Lipperkamp, die im Hafen arbeitet, hat es auch gehört. Ein typisches Hafengeräusch sei es nicht, sie arbeite dort. Zudem habe sie einen Kollegen in der Nachtschicht kontaktiert – der hat nichts gehört. Ihr Tipp: die Bahnstrecke.

Gibt es Bauarbeiten, ein neues Signal oder könnte es ein Alarm gegen Diebstahl sein? Ein Geräusch der Rangierarbeiten? Das vermutet ein anderer Hafenexperte.

Blick auf Bahnwaggons mit Containern: Kam das rätselhafte Geräusch von der Bahnstrecke?

Kam das Geräusch von der Bahnstrecke? Foto: Lothar Scheschonka

„Wir haben keine Bauarbeiten in Bremerhaven“, lautet die Antwort einer Sprecherin. Bei solchen werde eine Rottenwarnanlage verwendet. Doch anhand der Uhrzeiten schließt sie dies aus. Der Signalton eines Triebfahrzeugs?

Bahn-Experte bewertet das ungewöhnliche Geräusch

„Ein bisschen klingt wie es ein Makrofon eines Triebwagens“, bewertet ein Bahn-Experte gegenüber der NORDSEE-ZEITUNG, nachdem er den Ton hören konnte. Doch normalerweise erklinge der nur 1, 2 Sekunden. Bei so einem langen Ton müsste schon Gefahr im Verzug sein.

Mitmachen: NORDSEE-ZEITUNG schickt den Ton an verschiedene Kontakte

Wie lange der Ton hielt, ist nicht verbrieft. Manche schätzen die Dauer sogar auf bis zu fünf Minuten. Die NORDSEE-ZEITUNG hat den Ton an mehrere Experten geschickt, die ihn bewerten sollen. Auch die Leser können den Artikel mit dem Geräusch weitergeben: an Freunde, die bei der Bahn arbeiten, im Hafen, bei Polizei und Feuerwehr, Bundeswehr oder Tontechniker.

Wer kann das Rätsel lösen? bremerhaven@nordsee-zeitung.de

Maike Wessolowski

Reporterin

Maike Wessolowski wurde in Remscheid geboren. Die ausgebildete Reiseverkehrskauffrau und Reporterin lebte und arbeitete in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen, bis sie 2018 in Bremerhaven festmachte. An der Region schätzt sie: Menschen, Maritimes, Möglichkeiten.

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