Gerade abgelegene, ältere Bahnhöfe haben manchmal einen gewissen verwaisten Charme. Dunkle Gassen, Tunnel, wenig beleuchtet – da dürfte sich der eine oder andere Randalierer pudelwohl fühlen. Neulich am Bahnhof Lehe. Kurz nach dem Feierabend, spät dran, der Weg durch den nicht gerade einladenden Fußgängertunnel Richtung Bahnsteig. Vor mir ein halbstarker Typ mit einer Art Peitsche in der Hand, mit der er kettenrasselnd umherzieht. „Guck‘ mich nicht so doof an, was willst Du von mir?“, ätzt er den einen oder anderen an, der auch zum Zug will. Wohl auf der Suche nach Krawall, schlägt mit seiner Peitsche immer gegen die Wand. Vom Bahnsteig kommen plötzlich zwei andere junge Männer entgegen, die sich im Zoff lautstark anbrüllen. Auch da möchte man ungern dazwischengeraten. Okay, Sicherheitsgefühl ist etwas anderes, denke ich mir so. Ältere Menschen wären vermutlich schnurstracks umgedreht. Als der Lokführer kritisch aus dem Fenster schaut und die Zugbegleiterin die Tür schließt - ein sichtbares Aufatmen bei den Fahrgästen. Der Typ mit der Peitsche ist draußen geblieben. Aber so oder so: Wer hat schon Lust auf so eine Art Spießrutenlauf am Bahnhof?
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