Sport

Schiedsrichter sein ist zuweilen ein undankbarer Job

Schiedsrichter stehen oft in der Kritik. Doch nicht jeder darf ein Spiel leiten; wer pfeifen will, muss sich erst mal qualifizieren. Das gilt besonders für höherklassige Spiele. Jonte Martens vom SV Anderlingen sieht sich auf dem Weg nach oben.

Die Assistenten Tetje Hausschild und Justin Sieling sowie Schiedsrichter Jonte Martens (Mitte) begrüßen die Kapitäne vom TSV Karlshöfen und TSV Bülstedt/ Vorwerk.

Die Assistenten Tetje Hausschild und Justin Sieling sowie Schiedsrichter Jonte Martens (Mitte) begrüßen die Kapitäne vom TSV Karlshöfen und TSV Bülstedt/ Vorwerk. Foto: Ernst Matthiesen

Auf dem Platz stehen sich der TSV Karlshöfen und der TSV Bülstedt/ Vorwerk gegenüber. Zum Zeitpunkt des Spiels waren noch beide Vereine am unteren Tabellenende in der Kreisliga und vom Abstieg bedroht. „Es ist wird wohl ein ziemlich hartes und kampfbetontes Spiel werden“, ahnt Schiedsrichter Jonte Martens. Schließlich kennt er beide Mannschaften. Trotz seiner jungen Jahren, er ist erst 18, hat er keine Angst dort zu pfeifen.

„Obwohl ich noch relativ jung bin, respektieren mich die Spieler. Sie wissen, dass ich Erfahrung habe und korrekt entscheide“, meint er gelassen. Als er mit erst sechs Jahren beim SV Anderlingen eingetreten ist, wollte er gar kein Schiedsrichter werden. „Aber dann habe ich erkannt, dass ich spielerisch einfach nicht der Beste bin. Vor knapp zwei Jahren habe ich deshalb eine Ausbildung zum Schiedsrichter gemacht und gemerkt, dass das mein Ding ist“, so Martens.

Ganz aufhören mit dem Kicken will er nicht, trainiert immer noch mit der Mannschaft des SV Anderlingen II und hilft aus, wenn Not am Mann ist - am liebsten im Mittelfeld. Dass er jetzt die Spiele leitet, finden die Vereinskollegen gut. „Die fragen mich nach neuen Regeln und wie ich bestimmte Situationen beurteile. Für die bin ich jedenfalls nicht plötzlich eine Person, mit der man am Besten nicht mehr redet“, freut sich der 18-Jährige, der gerade eine Ausbildung als Tischler macht.

Im Verband wurde man früh auf den jungen Mann aus Ohrel aufmerksam. „Wir haben ihn in unseren Talentkader geholt, weil er kompetent ist“, so Calvin Dieckhoff, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses. Zwar leitet Martens bis jetzt nur Kreisligaspiele, aber der nächste Schritt, auf Bezirksebene zu pfeifen, steht an.

„Ich werde dafür mehrmals im Jahr von einer Kommission bewertet, die mich bei Spielen beobachtet und Punkte vergibt“, erklärt der 18-Jährige. Dabei wird darauf geachtet, wie er die Regeln auslegt, ob er ein ruhiges und souveränes Bild zeigt, Spielverständnis besitzt und wie seine Laufwege sind. Deshalb muss er neben einem Regel- auch regelmäßig einen Lauftest absolvieren und beweisen, dass er fit ist.

„Trainieren muss ich schon, denn als Schiri kann man nicht einfach einen Gang runterschalten – man muss immer auf Spielhöhe sein“, sagt er mit ernster Miene. Lust und Interesse, auch höherklassig zu pfeifen und dafür seine Zeit zu opfern, hätte Jonte Martens schon. „Reich werde ich dadurch aber nicht, selbst wenn ich später mal in der Oberliga pfeife“, lacht er.

Das Einzige, was ihn am Schiedsrichter-Dasein stört, sind die häufigen Sticheleien auf dem Platz. „Das kann einen fertig machen. Man muss sich schon ein dickes Fell zulegen. Aber man ärgert sich dennoch manchmal darüber“, meint er. Dennoch will Jonte Martens weitermachen - und träumt davon, irgendwann im Weserstadion oder sogar international zu pfeifen.

Vor jedem Spiel prüft Jonte Martens, ob das Tor sowie der Platz bespielbar sind.

Vor jedem Spiel prüft Jonte Martens, ob das Tor sowie der Platz bespielbar sind. Foto: Ernst Matthiesen

Selbstsicheres Auftreten, Souveränität und durchgreifen können - das sind wichtige Attribute. Ansonsten entgleitet dem Schiedsrichter das Spiel.

Selbstsicheres Auftreten, Souveränität und Durchgreifen können - das sind wichtige Attribute. Ansonsten entgleitet dem Schiedsrichter das Spiel. Foto: Ernst Matthiesen

Ernst Matthiesen
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