Still ist es. Leises Wellenschwappen zu Füßen. Hoch über dem Kopf ein kurzer Möwenschrei, silberner Flügelschlag - fort. Alles ist mit Blau gefüllt, die Luft, das Wasser, die sanft gekrümmte Horizontlinie, weit dahinten. Ein Frieden, der die Weltlage Lügen zu strafen scheint, am Deich der Stadt, deren Hafen zur militärischen Drehscheibe deklariert wird, zum kriegsstrategischen Stützpunkt. Wieder einmal, eine Generation später. Ich schiebe die Sorge zur Seite wie einen Grauschleier, der diese durchsichtig schimmernde Klarheit trüben will, schaue ins aprikosen-getönte Licht. Wenige Schritte neben mir steht eine Dame, schaut auch. Knipst. Lächelt. Wir schauen uns an, sie seufzt: „So schön.“ Und dann erfahre ich im Geplauder, dass sie gerade aus Straubing, nahe München, angekommen ist. „Ich liebe diesen Ort, diese Stadt, die Atmosphäre und die Menschen hier oben. Ich komme öfter im Jahr ein paar Tage her. Mein Mann ist schuld, der kommt von Bremerhaven nicht los, er war früher an der Marineschule stationiert. Als ich das erste Mal mitkam hierher, hatte ich gar keine Lust, ich liebe meine Berge. Und dann steh ich hier und denke: Wunderbar. Tut das gut. Meinen Mann treffe ich am Montag erst, in Kiel.“ Wir sinnieren beide darüber, wie fragil solcher Frieden ist. Ich erzähle von unserer „Brandmauer-Demo“ am Sonntag um drei. „Bei euch auch?!“, entfährt es ihr. „Toll, die bei uns hab ich verpasst. Ich komme - wohin?“ Mittendrin. Theodor-Heuss-Platz. „Moin“, sag ich, „wir sehen uns!“

Weiter Horizont, leuchtende frische Luft: Das klare Februarlicht am Deich Bremerhavens lädt zum Schlendern, Nachdenken, Durchatmen, Dankbarsein für solch friedliche Orte und Momente ein. Foto: Schwan