Der ewige Wind hat die kurze Obstbaumreihe am Geestedeich in Schieflage gedrückt. Typisch für die norddeutsche Küste. Wie lange sie dort schon stehen, weiß anscheinend niemand, auch nicht im Gartenbauamt der Stadt Bremerhaven. Die entscheidende Frage ist aber: Warum wurden die Apfelbäume ausgerechnet auf dem Deich gepflanzt?

Die Obstbäume auf dem Geestedeich müssen weg. Foto: Scheschonka
Gefährdung der Deichsicherheit
Die Bäume hinter einem an der Stresemannstraße gelegenen Autohaus stehen dort, wo sie nicht sein sollten. „Es ist schade, wenn Bäume weggenommen werden müssen, aber sie gehören nicht auf einen Deich“, sagt Andreas Krause. Er arbeitet bei der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft Bremen und ist für den Hochwasserschutz zuständig. Bäume auf einem Deich gefährden die Deichsicherheit, sagt er.
Baumfällungen auf dem Geeste-Deich
Karte: Mapcreator.io | OSM.org
Krause ließ sich am Freitag an der Geeste zusammen mit Bremerhavens Gartenbaudezernentin Mandy Kathe-Heppner (SPD) und Mathias Neumann, Abteilungsleiter Grünflächenunterhaltung im Gartenbauamt, den kalten Wind um die Nase wehen. Sie wollen die Öffentlichkeit vorab über das Fällen der Bäume aufklären, weil sie wissen, wie sensibel das Thema zurzeit in Bremerhaven gehandelt wird.
Neue Anforderungen für den Geestedeich
Für die Gartenbaudezernentin gehen Hochwasserschutz und Deichsicherheit vor. „Dass das Wasser auch von hinten kommen kann, daran haben wir doch nie gedacht“, spielt sie auf den vergangenen Winter 2023/2024 an, als Lilienthal nach langen Regenfällen mit einer Hochwasserkatastrophe kämpfte und sich auch im Landkreis Cuxhaven Wassermassen stauten.
Katastrophenschützer schauen nicht nur auf die Deichlinie direkt an der Küste, sondern beäugen auch die Sicherungssysteme im Hinterland zunehmend kritisch. Nach der jüngsten Deichschau wurde die Stadt aufgefordert, die fünf Obstbäume auf dem Geestedeich zu entfernen. Bis Ende Februar soll die Maßnahme gelaufen sein.
Generalplan Küstenschutz fängt an zu greifen
Zudem erfüllt der Geestedeich noch nicht die Anforderungen des Generalplans Küstenschutz III. Mit anderen Worten: In dem Abschnitt zwischen Grimsbystraße und Marineoperationsschule wird er den Vorgaben angepasst. Der Deich wird nicht unbedingt höher, er ist mit seinen Böschungen aber zu steil. Deshalb bekommt er ein neues Profil mit einer längeren Böschung zum Fluss hin. Ab Mai, wenn die Sturmflutsaison vorbei ist, dürfen die Deichschützer arbeiten.

Aus der Vogelperspektive lässt sich gut erkennen, wie grün die Geesteschleife ist. Foto: Scheer
Wer das Stück zwischen dem Geestesperrwerk und der Schiffdorfer Stauschleuse betrachtet, dem wird schnell klar, dass nicht nur in der Kurve Grimsbystraße/Stresemannstraße Bäume auf dem Deich stehen. In Zukunft wird es noch weitere Veränderungen längs der Geeste geben. Bei der Stadt sitzen die Entsorgungsbetriebe Bremerhaven (EBB) mit im Boot. Die Verantwortlichen dort haben unlängst einen Sanierungsplan für die Geestedeiche vorgelegt. Krause wird zusammen mit dem zuständigen Dezernenten Hans-Werner Busch (SPD) und der EBB die nächsten Schritte planen.