Zeven moin

Die Loire: Wo der Fluss noch Fluss sein darf

Ich stehe auf einer steinalten Brücke, die über die Loire führt, und staune.

Die Loire bei Tours.

Die Loire bei Tours. Foto: BZ

So also sahen die großen Flüsse früher auch in Deutschland aus. So also sieht eine Flusslandschaft aus, wenn sie nicht von Menschenhand zerstört wurde, wenn ein Fluss nicht zum Kanal umfunktioniert wurde. Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich während des Sommerurlaubs unweit der einstigen Nebenresidenz französischer Könige auf einer Brücke über die Loire stand.

Schiffbar ist der längste französische Fluss an dieser Stelle, vielleicht 100 Kilometer vor der Mündung, höchstens für Torfkähne. Und die sind gezwungen, Slalom zu fahren. Das flache Wasser lässt Sand- und Kiesbänke auftauchen. Darauf tummeln sich Vögel. Hier und da grünt es.

Von einem Ufer zum anderen misst das Flussbett wohl 150 Meter. Sollte ein sogenanntes Starkregenereignis dem Fluss große Mengen Wassers zuführen, so droht im Raum Tours kaum die Gefahr, dass die Loire Häuser umspült. Und das, obgleich kein Deich aufgeschüttet ist. Die Franzosen haben der Loire rechts und links ausreichend Platz gelassen, damit sie sich ausbreiten kann. So war es seit jeher, und dabei haben sie es belassen. Angesichts des Klimawandels und häufiger auftretenden Extremwetters eine gute Entscheidung. Und schön anzusehen.

Thorsten Kratzmann

Reporter

Thorsten Kratzmann stammt aus Zeven, hat in Göttingen und Hamburg Geschichte, Ethnologie und Politik studiert und ist seit 1994 bei der Zevener Zeitung beschäftigt.

nach Oben