Bremerhaven

Nach erfolgreicher Prüfung: Wie geht es weiter im Deutschen Schifffahrtsmuseum?

Das wäre geschafft: Das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven bleibt Nationalmuseum und darf weiter mit einer Bund-Länder-Förderung rechnen. Das sind die drei wichtigsten Aufgaben für Museumsdirektorin Professor Dr. Ruth Schilling.

Ruth Schilling

Professor Dr. Ruth Schilling ist nicht nur Forscherin, sondern auch wissenschaftliche Geschäftsführerin beim DSM Foto: Scheschonka

Die Chefin hat bei einer Tagung der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin offiziell vom Evaluierungsergebnis für das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven erfahren. Ganz reibungslos lief der Prozess nicht. Die nächste Überprüfung findet in vier statt in den turnusgemäßen sieben Jahren statt. Trotzdem ist es ein Erfolg für das DSM, und bei der Weihnachtsfeier wird der noch mal gefeiert.

Was bedeutet die positive Evaluierung durch die Leibniz-Gemeinschaft? Viel fürs Museum, aber auch viel für Bremerhaven und das Land Bremen. hinzu. Danach bleibt das DSM Teil der „Leibniz-Familie“ und ein nationales Forschungsmuseum mit Bund-Länder-Förderung. Aber es geht nicht nur ums Geld, sondern auch die Sichtbarkeit des Museums und um Strahlkraft.

Wie hoch ist denn die Bund-Länder-Förderung? Im vergangenen Jahr betrug die institutionelle Förderung 8,2 Millionen Euro, davon 5,6 Millionen über die Bund-Länder-Förderung. Weitere 2,6 Millionen kamen durch das Land Bremen und die Stadt Bremerhaven hinzu. Das Gesamtbudget betrug 10 Millionen Euro.

Was zählt für die Museumschefin jetzt zu den wichtigsten Aufgaben? Die Fertigstellung des Scharoun-Baus mit seiner Ausstellung. Der Gebäudekomplex sei teilsaniert, entscheidende Schritte seien schon getan. Für Schilling ist der Scharoun-Bau ein fantastisches Architekturdenkmal. „Ich glaube, zusammen mit unseren Ideen kann er einzigartig werden“, meint sie. Allerdings steht die Finanzierung nicht. Das DSM peilt eine Eröffnung 2031 an, erfuhr die Leibniz-Kommission bei ihrem Besuch im April 2024.

Was gehört noch zu den wichtigsten Aufgaben? Die Replatzierung des DSM im Stadtmarketing und die Steigerung der Besucherzahlen, sagt Schilling. Sie seien auf einem guten Weg, meint sie mit Blick auf die neue Dauerausstellung im Bangert-Bau. „Wir werden uns jetzt konstant dem Thema Besucher-Zahlen widmen“, kündigt Schilling an. Durch die Wieder-Eröffnung des Bangert-Baus habe das DSM wieder mehr zu bieten. Das Haus werde auch als Veranstaltungsfläche wahrgenommen. In den Jahren 2021 bis 2023 sank die Zahl auf 33.000 Besucher jährlich.

Was ist die Top 3? Die Stärkung des Forschungsbereichs. Das DSM sei ein kleines Haus, sie hätten sehr viele Kräfte in die Dauerausstellung gesteckt. „Jetzt ist Zeit, einen Schritt zurückzutreten und die Themen, die wir bearbeiten - von Blue Economy bis zur Wissenschaftsgeschichte - wieder zu stärken“, so Schilling.

Wie schafft man es, gute Leute zu halten? Die Leibniz-Kommission hatte den relativ hohen Personalwechsel in seiner Stellungnahme angesprochen. Schilling weist darauf hin, dass die Kollegen nach ihrer Zeit im DSM gute Jobs bekommen haben. Sie seien die Karriereleiter raufgefallen. „Ich kann nicht lauter hoch dotierte Stellen anbieten. Das schaffen wir finanziell auch gar nicht“, so die Geschäftsführende Direktorin. Man brauche eine belastbare Struktur für die Daueraufgaben und dazu Platz für Nachwuchsförderung. „Wir bekommen nach wie vor gute Bewerbungen“, freut sich Schilling.

Stimmen zur bestandenen Evaluierung

Die Bremer Wissenschaftssenatorin Kathrin Moosdorf:

Kathrin Moosdorf

Kathrin Moosdorf, Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft. Foto: Umweltressort

„Es ist wichtig, dass wir in Deutschland ein Museum haben, das die Beziehung des Menschen zum Ozean erforscht und reflektiert und die wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Menschen zugänglich macht. Der Einfluss von Schiffen und Schifffahrt ist nicht nur für Bremen von großer Bedeutung, sondern ist global relevant.“

Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz

Melf Grantz

Oberbürgermeister Mels Grantz Foto: privat

meint, gerade durch die neue Dauerausstellung „Schiffswelten – der Ozean und wir“ im Bangert-Bau sei der Leibniz-Gemeinschaft vor Augen geführt worden, „dass wir es mit der Evaluierung sehr ernst meinen“. Nun gehe es um den Scharoun-Bau. „Hier sind insbesondere der Bund und das Land gefordert. Die Stadtgemeinde Bremerhaven wird aber selbstverständlich ihren Anteil dazu beitragen“, so Grantz weiter. Auch das Außengelände des DSM werde bald an Attraktivität gewinnen. Grantz: „Erst vor Kurzem haben wir im Aufsichtsrat der Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter/Neuer Hafen beschlossen, Planungsmittel für das Außengelände zur Verfügung zu stellen.“

Die positive Nachricht ist für den Bürgerschaftsabgeordneten und Vorsitzenden der CDU-Stadtverordnetenfraktion, Thorsten Raschen

Thorsten Raschen.

Thorsten Raschen. Foto: Masorat

, die weitere Finanzierung des DSM für weitere vier Jahre. „Aber jetzt gilt es auch die Hausaufgaben im Bereich des Teils des Museums und des Tourismus zu erledigen, die dem Museum auferlegt wurden. Und dazu kommt auch die Botschaft, endlich mit einer kooperativen Zusammenarbeit mit der Kommune Bremerhaven zu beginnen.“ Noch immer sei es nicht zur konstruierenden Sitzung des neuen Museumsbeirates („Kulturgut / Museumshafen“) gekommen. Bremerhaven finanziert laut Raschen das Museum mit mehr als einer Million Euro pro Jahr. Eine Lösung für den Scharoun-Bau muss schnell gefunden werden, meint Raschen.

Die stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bremer Bürgerschaft und wissenschaftspolitische Sprecherin Janina Strelow

Janina Strelow

Janina Strelow. Foto: Masorat

: „Die gesicherte Bund-Länder-Förderung für das Deutsche Schifffahrtsmuseum ist eine tolle Nachricht für Bremerhaven. Die notwendigen Weiterentwicklungen müssen jetzt zügig vorangetrieben werden. Dabei ist auch das Land Bremen gefordert.“

Ursel Kikker

Reporterin

Ursel Kikker kommt aus der Wesermarsch, liebt das Meer und berichtet gerne darüber, wenn die Wissenschaft für frischen Wind an der Küste sorgt. Sie hat bei der NORDSEE-ZEITUNG volontiert und ist nach dem Studium dorthin zurückgekehrt.

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