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Heeslingen ist der Dino der Oberliga - und wird wieder oben mitspielen

Seit zehn Jahren ist der Heeslinger SC ununterbrochen in der Oberliga Niedersachsen dabei - länger als jeder andere Verein. Und auch in der neuen Spielzeit wird das Team von Trainer Malte Bösch wieder einen Platz in der Spitzengruppe anpeilen.

Neuzugang Tom Trebin hatte beim Pokalspiel gegen den SC Spelle-Venhaus die Fäden im Heeslinger Mittelfeld fest in der Hand. Er dürfte in der neuen Saison zum Denker und Lenker im Mittelfeld des Oberligisten werden.

Neuzugang Tom Trebin hatte beim Pokalspiel gegen den SC Spelle-Venhaus die Fäden im Heeslinger Mittelfeld fest in der Hand. Er dürfte in der neuen Saison zum Denker und Lenker im Mittelfeld des Oberligisten werden. Foto: Siegbert Demmer

Wie in jedem Jahr hat sich die Zusammensetzung der Oberliga Niedersachsen stark verändert. Einzige Konstante ist seit zehn Jahren der Heeslinger SC - der einzige aktuelle Oberligist, der in diesem Zeitraum die Liga weder nach oben noch nach unten verlassen hat. Zur neuen Saison sind Meister HSC Hannover und Vizemeister FSV Schöningen in die Regionalliga aufgestiegen.

Am anderen Ende der Tabelle sind der SSV Vorsfelde, der MTV Eintracht Celle, der SV Arminia Hannover und der VfL Oldenburg in die jeweiligen Landesligen abgestiegen. Der Zufall will es, dass sich die vier Absteiger auf die vier Landesligen verteilen - was den Staffelleitern gefallen dürfte, weil so keine Überhänge in den Ligen entstehen.

Oberliga ist auf ihre langjährige Größe von 16 Mannschaften geschrumpft

Durch sechs Abgänge und nur vier neue Teams ist die Oberliga auf ihre langjährige Größe von 16 Mannschaften geschrumpft - was zu erheblichen Entlastungen bei der Gestaltung des Spielplans geführt hat. Mit dem MTV Wolfenbüttel ist ein alter Bekannter wieder dabei - was für die Heeslinger Kicker aber auch wieder eine weite Anreise bedeutet. Zum Friedrich-Ludwig-Jahn-Platz wird die Fahrt gute drei Stunden dauern. Anders sieht es da beim Lüneburger SK Hansa aus, ohne Stau ist die alte Salzstadt von Heeslingen aus in einer guten Stunde zu erreichen.

Eine kleine „Weltreise“ ist da dann wieder die Fahrt zum SV Holthausen-Biene. Der Platz im Vorort von Lingen liegt direkt an der Ems, die Anreise mit dem Bus dürfte gute dreieinhalb bis vier Stunden dauern. Der Club war vor mehr als einem Jahrzehnt in der Oberliga - und dann lange von der Bildfläche verschwunden. Aus der Landesliga Hannover ist der TSV Wetschen aufgestiegen. Das kleine Dorf liegt zwischen Rehden und Diepholz, die Anreise wird zwischen zwei und zweieinhalb Stunden dauern.

Lange Fahrtzeiten können eine echte Belastung vor dem Spiel darstellen

Insgesamt kommen also zwei Auswärtsfahrten weniger auf die Heeslinger Kicker zu, aber auch neue Spielorte mit langer Fahrzeit. Wer lange genug in der Oberliga unterwegs ist - und das sind Trainer und Manager des HSC - wird berücksichtigen, dass diese Fahrtzeiten eine echte Belastung vor dem Spiel darstellen können und entsprechend planen.

Die Frage nach dem Saisonziel des Heeslinger SC hat Trainer Malte Bösch eher zurückhaltend beantwortet: „Die Jungs haben sich intern Etappenziele gesetzt. Es gibt keinen bestimmten Tabellenplatz oder Ähnliches. Und ich weiß ja, wie eng die Liga sein kann.“ An der Tabellenspitze erwartet der Heeslinger Trainer den SV Atlas Delmenhorst, den TuS Bersenbrück, den BSV Rehden, Borussia Hildesheim und sicherlich auch ein Überraschungsteam.

Malte Bösch: Zwei Drittel der Liga werden gegen den Abstieg spielen

„Ich tippe, dass zwei Drittel der Liga wieder gegen den Abstieg spielen. Deshalb ist es schwer, Namen für die Abstiegszone zu nennen. Von den Aufsteigern wird es der Lüneburger SK Hansa gut machen. Wetschen und Holthausen-Biene kenne ich nicht so gut, Wolfenbüttel scheint schon gefestigt zu sein. Wichtig wird es sein, dass man schnell über 40 Punkte rüberkommt.“

Wie ist der Heeslinger SC insgesamt aufgestellt? Trainer Malte Bösch ist schon ein paar Jahre im Geschäft, kennt die Oberliga. Mit Oliver Warnke hat er einen spielenden Co-Trainer an seiner Seite, und mit Björn Müller und Malo Ehlen zwei Torwarttrainer, die über genug Erfahrung verfügen, um den Keepern der ersten und zweiten Mannschaften einiges beizubringen. Das nun dreiköpfige Teammanagement wurde durch Kevin Rehling verstärkt, der mehr als ein Jahrzehnt Oberliga-Erfahrung in den Beinen hat. Das Team hinter dem Team wäre also durchaus auch für eine höhere Liga geeignet.

Zweitstärkste Angriffsreihe der Oberliga wurde noch weiter verstärkt

Die ohnehin starke Angriffsreihe des HSC - das Team erzielte mit 64 Treffern die zweitmeisten Tore in der Saison - wurde noch weiter verstärkt. Vor allem Wolfgang Pesch machte in den Vorbereitungsspielen einen guten Eindruck, erzielte einige Tore. Omar Kujabi wird sich noch ein wenig eingewöhnen müssen, deutete sein Potenzial aber bereits an. Youngster Philipp Wilkens aus der eigenen Jugend könnte eine tolle Saison vor sich haben.

Im Mittelfeld, ebenfalls gut und mit erfahrenen Akteuren besetzt, ist Tom Trebin vom SV Atlas Delmenhorst dazu gekommen. Er hat bereits gezeigt, dass er geschickt die Fäden ziehen und das Heeslinger Spiel lenken kann. In der Abwehr dürfte vor allem Tjade Motzkus - ebenfalls aus der eigenen A-Jugend gekommen - auf sich aufmerksam machen. Und ganz hinten steht Jeroen Gies - einer der besten Torhüter dieser Oberliga.

Pokalaus muss überwunden und mit Schwung in die Liga gestartet werden

Insgesamt wirkt die Mannschaft nach etlichen Ab- und Zugängen nicht schlechter als im Vorjahr, auf einigen Positionen sogar stärker. Die Pokalwochen in Ahlerstedt und Elsdorf wurden gewonnen - allerdings gegen nicht allzu starke Gegner. Es gilt nun, das ärgerliche Pokalaus gegen Germania Egestorf-Langreder zu vergessen und mit Schwung in die Liga zu starten.

Fazit: Die Oberliga ist seit einem Jahrzehnt das natürliche Habitat des Heeslinger SC. Finanziell und strukturell wäre die Regionalliga ein unverantwortliches Abenteuer. Aber jenseits der tatsächlichen Aufstiegsfähigkeit sollte ein Platz unter den ersten fünf Teams möglich sein. Der wurde im Vorjahr nur durch eine um einen Treffer schlechtere Tordifferenz gegenüber dem SC Spelle-Venhaus verfehlt. Sollte für die Kicker von Coach Malte Bösch sogar mehr drin sein, sind Sponsoren und Vereinsführung gefordert.

Heeslingens sicherer Rückhalt, Torwart Jeroen Gies, gehört zu den besten Keepern der Oberliga und wird auch in der neuen Saison ein wichtiger Faktor für die Erfolge des HSC sein.

Heeslingens sicherer Rückhalt, Torwart Jeroen Gies, gehört zu den besten Keepern der Oberliga und wird auch in der neuen Saison ein wichtiger Faktor für die Erfolge des HSC sein. Foto: Siegbert Demmer

Kevin Rehling hat selbst einige Hundert Spiele in der Oberliga absolviert, bringt diese Erfahrung jetzt in seine Arbeit als Teammanager ein.

Kevin Rehling hat selbst einige Hundert Spiele in der Oberliga absolviert, bringt diese Erfahrung jetzt in seine Arbeit als Teammanager ein. Foto: Wenzel

Andreas Kurth

Reporter

Andreas Kurth ist gebürtiger Rotenburger, hat dort das journalistische Handwerk gelernt. Er hat Politik und VWL in Hamburg studiert, mit dem Diplom abgeschlossen. Seit April 1993 ist er Redakteur bei der Zevener Zeitung.

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