Sollte ich ein weiteres Mal auf die Welt kommen, dann bitte als Nachbar der Deutschen – in einem Land, in dem keine verranzten, notorisch unpünktlichen, übervollen Metronom-Züge regelmäßig einen wenig verheißungsvollen Urlaubsstart bedeuten, sondern Bahnfahren ein verlässliches und kostenloses Vergnügen ist.
In einem Land, in dem die Einwohner einander und dem Fremden mit einem freundlichen Gruß begegnen; in dem die Einheimischen ihr Umfeld achten und nicht vermüllen. In einem Land, in dem Grünschnittsammelstellen rund um die Uhr offen zugänglich sind und nicht Hochsicherheitszonen gleichen. In einem Land, in dem Autos auf intakten Straßen dahingleiten, in dem der Alltag nicht von Hektik und Lärm geprägt ist.
In einem Land, in dem Kinder im Garten, auf der Straße, am Waldrand spielen, in dem Adipositas augenscheinlich keine Volkskrankheit ist, in dem Verkehrsteilnehmer Rücksicht walten lassen. In einem Land, in dem man beim Durchstreifen von Feld und Flur zuweilen vom Gefühl beschlichen wird, allein auf der Welt zu sein, da die jüngste Begegnung mit einem Artgenossen zwei Stunden zurückliegt – und das, obgleich die Bevölkerungsdichte dort über der Deutschlands liegt.
In einem Land, in dem die Wege durch die Kulturlandschaft von Hecken gesäumt sind, in dem am Feldrand Obstbäume wachsen, in dem Landwirte mit Büschen, Sträuchern, Bäumen auf und zwischen den Äckern und Wiesen zurechtkommen.
Sollte ich ein weiteres Mal auf die Welt kommen und als ein Nachbar der Deutschen eine Kolumne zu schreiben haben, dann unter dem Titel „Moien“ statt „Moin“.