Dieser Anblick war vermutlich einmalig: Der tonnenschwere Ausleger des historischen Rickmerskrans wurde am Donnerstag mit einem modernen Raupenkran in Bremerhaven angehoben, verschwenkt und dann abgelegt. Danach wurde der Kranfuß eingehängt und zum neuen Standort versetzt. Da die Rickmerskaje stark marode ist, musste der denkmalgeschützte Rickmerskran auf ein neues Fundament direkt am Geeste-Wanderweg verholt werden.
Dutzende Schaulustige versammelten sich entlang der Folkert-Potrykus-Straße, um das Spektakel mit den Stahlgiganten nicht zu verpassen. Der Moment des Anhebens war im Vorfeld penibel von der Firma „BVT Chartering und Logistics“ vorbereitet worden, ein Raupenkran und zwei Autokrane waren im Einsatz.
Rickmerskran musste aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht
versetzt werden

Kran am Haken Foto: Overschmidt
Die Arbeiten dauerten den Nachmittag über an. Am Zaun verfolgte unter anderem Uli Keller die Arbeiten. Keller ist ehemaliger Seemann sowie Schleusenwärter, Sänger, Stadtführer und Maler. „Ich habe den Kran schon mehrmals gemalt“, erklärte er und zeigte auf seinem Smartphone die Werke. Ein paar Meter weiter stand Wahed Baha. „Das beeindruckend, wie die Fachleute das vorher berechnet haben, obwohl es keine Unterlagen für den Rickmerskran gibt. Man hat ja nur einen Versuch - grandios, was die machen“, zollte er Respekt. Zwei Kinder fuhren auf dem Fahrrad vorbei und blickten auf den modernen Raupenkran, der den historischen Rickmerskran am Haken hatte.
„Die sind ja gigantisch“, staunten die Schüler. Die Schaulustigen harrten teilweise stundenlang aus und behielten die Kräne im Auge, obwohl es auch immer wieder lange Phasen gab, in denen nichts passierte. „Eigentlich müsste man hier einen Grill aufstellen und ein kühles Bier ausschenken“, schmunzelte ein Passant. Andere Zuschauer fachsimpelten über den Raupenkran und seine Kontergewichte, andere über den Zustand des historischen Krans. Kritik wurde unter den „Zaungästen“ nur in einem Punkt laut: Als der Ausleger des Krans weit über die Folkert-Potrykus-Straße schwebte, kam die Frage auf, ob die Straße nicht hätte gesperrt werden müssen.
Stadtrat: Bin heilfroh, dass der Rickmerskran von der Kaje weg ist
Der zuständige Stadtrat Hans-Werner Busch (SPD) verfolgte das Geschehen ebenfalls gespannt. „Ich bin einfach nur heilfroh, wenn der Rickmerskran von der Kaje weg ist“, sagte Busch. Die Sorgen, dass irgendwann die Geeste wegen der Einsturzgefahr des historischen Bauwerks gesperrt worden wäre, seien groß gewesen. Jetzt stehe der Kran auf einem neuen Fundament und man könne aufatmen. Das sieht auch Markus Kamps, Leiter der städtischen EBB, die für die Kajen an der Geeste zuständig ist, so. „Es geht hier in erster Linie um die Verkehrssicherungspflicht“, unterstrich er.

Rickmerskran am Haken Foto: Gehrke
Die Verholung des Krans sei mit der Denkmalschutzbehörde eng abgestimmt worden. Der Kran wurde am neuen Standort so positioniert, dass die Nutzer des Geestewanderwegs direkt unter dem Bauwerk durchfahren. „So wird das Denkmal erlebbar“, erklärte er. Die Arbeiten konnten am Donnerstag nicht vollständig abgeschlossen werden Der tonnenschwere Ausleger des historischen Krans muss noch auf den Kranfuß gehoben werden. Das wird in der kommenden Woche erfolgen.

Dem historischen grünen Rickmerskran in Bremerhaven soll es an den Kragen gehen. Am Donnerstag konnte endlich das Oberteil abgenommmen werden. Foto: Overschmidt

Dem historischen grünen Rickmerskran in Bremerhaven soll es an den Kragen gehen. Spätestens am Donnerstagmorgen soll der obere Teil abgenommen werden. Foto: Overschmidt